GVD Gemeinnützige Vereinigung der Drehteilehersteller e.V.

Ausbilder in Sorge ums Bewerber-Niveau 

Immer weniger Bewerber mit immer schwächerer Ausbildungsreife: Das plagt die Ausbilder in den Unternehmen der Zerspanungsbranche, die sich am vergangenen Mittwochabend zum Ausbilder-Workshop der Gemeinnützigen Vereinigung der Drehteilehersteller e.V. (GVD) im Gosheimer Restaurant „Riviera“ versammelt hatten. Bestätigt wurde dieser Mangel in der Qualität der Bewerber von gleich mehreren Seiten. Die im Januar 2017 startende Cluster-Initiative Zerspanungstechnik, die an diesem Abend ebenfalls vorgestellt wurde, soll hierzu bei Politikern aktiv werden.

Hans-Martin Schurer, Geschäftsführer der Kommunikationsagentur KMS in Denkingen, präsentierte die Cluster-Initiative Zerspanungstechnik nach den Einführungsworten von GVD-Vorsitzendem Ingo Hell den rund 45 Ausbildern und Gästen des Abends: Die neue Organisationseinheit der GVD werde neben dem bisher bereits erfolgreichen Wirken des Wirtschaftsverbands für die Nachwuchsgewinnung in den Zerspanungsberufen auf weiteren Feldern aktiv sein. So solle neben der Vernetzung mit Forschung und anderen Branchen zur Zukunftssicherung der Zerspanungsbranche in der Region und der Entwicklung von praxisrelevanten Angeboten für die Mitgliedsunternehmen auch die Stärkung der Brancheninteressen in der Politik eines der Cluster-Themen sein. Dass zu diesen Interessen auch die Bildungspolitik zählt, das zeigte sich in den Berichten aus verschiedenen Fachbereichen rund um die Ausbildung in der Zerspanungsbranche. So berichtete Jürgen Hummel, Mitglied des Prüfungsteams der IHK Schwarzwald-Baar-Heuberg zwar von nach wie vor stabilen Azubizahlen in den Zerspanungsberufen, während in anderen Berufen die Zahl der Ausbildungsverträge rückläufig seien: „Dass die Zerspanungsberufe so stabil bleiben, ist sicher ein großer Erfolg der GVD-Ausbildungsoffensive“, lobe Hummel die GVD-Kampagne „Zukunft Zerspanungstechnik“.

Doch Franz Dreher, Vorsitzender des IHK Prüfungsausschusses, goss gleich auch Wasser in den Wein: So sei feststellbar, dass die Prüfungsanforderungen für die Fachrichtung Drehmaschinensysteme im Beruf Zerspanungsmechaniker deutlich niedriger seien als für andere: „Die Vorgaben aus Stuttgart für die Abschlussprüfung sind im Niveau stark unterschiedlich. Das nutzen manche auch aus und melden ihre schwächeren Azubis für die viel leichteren Fachrichtungen.“ Dies sei aber eine gefährliche Tendenz, wenn der Standort Schwarzwald-Baar-Heuberg sein hohes Niveau in der Zerspanungstechnik halten wolle, kommentierte Ingo Hell: „Prüfungen zu vereinfachen, ist der völlig falsche Weg. Die vielfältigen Anforderungen  an die Mitarbeiter steigen permanent.“

Um dieses Niveau in der Ausbildung halten und ausbauen zu können, unternimmt auch die Erwin-Teufel-Schule Spaichingen (ETS) so Manches, wie Volker Jauch berichtete: Der Fachbereichsleiter Metall an der ETS präsentierte neben einer Rekordzahl an Beschulten im Bereich Zerspanungstechnik (derzeit 585 Berufsschüler und Schüler der Techniker-Fachschule) auch das Programm „AVdual“, das mit viel Praxisbezug den Übergang vom Schul- ins Berufsleben für Schüler ebnen soll, die nach ihrem Schulabschluss noch keinen Ausbildungsplatz gefunden haben. Ein Gelingen sei auch von der Mitwirkung der Unternehmen abhängig, die über ein Jahr einen Teilzeit-Praktikumsplatz für einen der Schüler zur Verfügung stellen sollten. Man müsse sich dabei bewusst sein, dass diese Schüler nicht die stärksten seien, dennoch gebe es durch die Verzahnung mit den Betrieben gute Chancen, darunter einen guten Bewerber um einen Ausbildungsplatz zu finden.

Wenig Hoffnung machte Jauch auf schnellen Azubinachwuchs aus den Reihen der Asylsuchenden, die ebenfalls an der ETS beschult werden. „Die Sprachbarriere und das technische Verständnis sind Herausforderungen“, erklärte er auf Nachfragen. Generell sei jedoch die Ausbildungsreife von Bewerbern ein schwerwiegendes Problem, wie einer der Ausbilder feststellte. So würden die Prüfungsanforderungen stetig gesenkt und damit Schulabgänger produziert, die zwar Abschlüsse hätten, aber vom Wissensstand her kaum dazu geeignet sind, einen Beruf zu erlernen. Ingo Hell machte deutlich, dass man diese Problematik in der Politik zur Sprache bringen werde: „Wir werden als Cluster intervenieren und entsprechendes Gewicht als Repräsentant der Branche mit einbringen. Angeordnete Chancengleichheiten und falsch verstandene Hilfestellungen gefährden unseren Standort.“ Zur Vorbereitung von Asylsuchenden auf den deutschen Ausbildungsmarkt berichtete auch Bernd Müller von der Agentur für Arbeit. Müller bestätigte die Aussagen Jauchs, konnte aber auch mit ersten Erfolgen aufwarten: So seien in den drei Landkreisen Rottweil, Tuttlingen und Schwarzwald-Baar 23 jugendliche Asylsuchende zum 1. September in eine Ausbildung vermittelt worden.

GVD-Ausbildungskoordinator Willi Braun stellte mit Veranstaltungen wie dem Lehrer-Infonachmittag, Sicherheitstag, GVD-Berufetag und den Infofahrten für Azubis im Rahmen des Projekts „Ausgezeichnete Ausbildung“ seine Tätigkeit des vergangenen Jahres vor. Sowohl Sicherheitstag als auch die Exkursionen zu Kunden und Lieferanten kämen bei den Azubis als sinnvoll und bereichernd sehr gut an. Weniger gut angenommen werde hingegen das Kursangebot der GVD. Hier wünschte sich Braun Vorschläge der Ausbilder, wie das Programm angepasst werden könnte.

Zum Abschluss des Ausbilder-Workshops zeigte Hans-Martin Schurer einen Film über das Projekt „UFO“, das im Rahmen der Messe Jobs for Future“ im vergangenen Frühjahr seine Premiere feierte: Das UFO-Konzept zeigt in einem einstündigen Rundgang am Beispiel eines Zerspanungsunternehmens Schulklassen auf, wie ein Unternehmen funktioniert und wie die unterschiedlichsten Berufe zusammenwirken. Ingo Hell appellierte an die Unternehmen, auch für die kommende UFO bei der Jobs for Future 2017 Anfang März sich wieder mit Personal einzubringen.