GVD Gemeinnützige Vereinigung der Drehteilehersteller e.V.

Reger Austausch über Erwartungen an Schüler 

Gut zwei Dutzend Pädagogen von allgemeinbildenden Schulen der Region tauschten sich am vergangenen Mittwoch bei der CWG Christian Weber GmbH & Co. KG in Aldingen mit Vertretern der Gemeinnützigen Vereinigung der Drehteilehersteller e.V. (GVD) über die Bedürfnisse der Industrie in Sachen Ausbildungsbewerber aus. Das Fazit auf beiden Seiten: Duale Ausbildung werde durch die gegenwärtige Bildungspolitik immer schwieriger, und die Schulen können nur begrenzt dafür sorgen, dass Schulabgänger auch tatsächlich Ausbildungsreife haben, wenn diese sich um Ausbildungsplätze bewerben.

CWG-Geschäftsführer Wolfgang Weber begrüßte die gut zwei Dutzend Pädagogen, die aus den allgemeinbildenden Schulen in der Region nach Aldingen gekommen waren, um sich darüber zu informieren, wie es in Sachen Ausbildung für  Schüler weitergeht, wenn sie die Schule verlassen. Welche Rahmenbedingungen ein modernes Industrieunternehmen für das Erlernen und Ausüben eines Berufs stellt, das machte CWG-Betriebsleiter Uwe Lipinski deutlich: Das von ihm vorgestellte Firmenporträt zu CWG machte deutlich, wie komplex und hochtechnisiert ein moderner Industriebetrieb arbeiten muss.

GVD-Vorsitzender Ingo Hell schlug nach seiner Begrüßung dann auch die Brücke vom Beispiel CWG auf die gesamte Region: 800 Unternehmen seien es, die wie CWG in der Zerspanungsbranche hier aktiv sind, zwischen 30.000 und 40.000 Arbeitsplätze hängen in der Region mit dieser Industrie direkt oder indirekt zusammen. Alleine an der Erwin-Teufel-Schule Spaichingen werden in diesem Jahr rund 590 junge Menschen in den technischen Berufen dieser Branche ausgebildet. „Wir brauchen – gerade angesichts der zunehmenden Digitalisierung – gut ausgebildete Mitarbeiter, und für diese Ausbildung sorgen wir gern“, erklärte Hell.

Allerdings tut sich die Industrie nicht leicht, ihren steigenden Fachkräftebedarf decken zu können. IHK-Bildungsberater Alexander Fritz verwies auf den aktuellen Trend zum Studium, was die – durch den demographischen Wandel ohnehin immer weniger werdenden – Schulabgänger auf die Universitäten statt in die duale Ausbildung führe. Eine Entwicklung in die völlig falsche Richtung, wie Fritz aufzeigte: „Bis in zehn Jahren brauchen wir etwa gleich viele Akademiker in der Region, aber bis zu fünfmal mehr Facharbeiter.“ Dabei sei Karriere auch ohne Abitur kein Problem. 

Dass die GVD sich anstrengt, für die duale Ausbildung zu werben, daran ließ Ingo Hell keinen Zweifel: So habe man sich intensiv in das Projekt „UFO“ im Rahmen der Ausbildungs- und Karrieremesse „Jobs for Future“ maßgeblich eingebracht, das Patricia Leppert von der Südwest Messe- und Ausstellungs- GmbH den Pädagogen vorstellte. Dieser virtuelle Betrieb erlaube es Schülern, Berufe in der Industrie kennenzulernen und deren Zusammenwirken zu verstehen. Leppert lud die Lehrer ein, mit ihren Schulen die Messe mit dem Projekt UFO in 2017 zu besuchen und verwies auf pädagogische Begleitmaterial, das den „UFO-Besuch“ im Unterricht mühelos vorbereitbar mache.

Nachdem GVD-Ausbildungskoordinator Willi Braun die Eckpunkte der Ausbildung in den wichtigsten technischen Berufen der Zerspanungstechnik vorgestellt hatte, entspann sich eine Diskussion, die die Differenz zwischen den Wünschen der Betriebe und den tatsächlichen Leistungen der Bewerber deutlich machte. Fehlende Lernbereitschaft und Disziplin, aber auch mangelnde Teamfähigkeit, schlechte Deutschkenntnisse in Wort und Schrift sowie zu geringe Mathematikkenntnisse und fehlende Eigeninitiative nannten die anwesenden Ausbilder als Probleme. Drei Azubis im vierten Lehrjahr bei CWG standen den Lehrern hier ebenfalls Rede und Antwort und bestätigten die zuvor genannten Punkte als wichtig dafür, eine Ausbildung erfolgreich absolvieren zu können.

Die Pädagogen bestätigten die bisweilen fehlende Ausbildungsreife der Schulabgänger, sahen jedoch ihre Hände durch die aktuelle Bildungspolitik weitgehend gebunden: „Das Problem fängt schon mit dem Wegfall der Grundschulempfehlung an“, so einer der Lehrer. Immer weitere sinkende Anforderungen in Prüfungen und reduzierter Unterricht in Mathematik seien weitere Ursachen. Hinzu käme zum Beispiel in der Gemeinschaftsschule das Wegfallen von Versetzungshürden. Das führe dazu, dass die Ergebnisse in den Schulabschlussprüfungen schlecht ausfallen, weil Schüler auch ohne das Erreichen von Bildungszielen versetzt werden.

Das Erschließen der „Zielgruppe Mädchen“ für technische Berufe war das Thema eines Vortrags von Jan Buschmann und Linda Pestisha von der Agentur für Arbeit Rottweil-Villingen-Schwenningen. Die beiden Experten zeigten auf, dass Mädchen für solche Berufe keineswegs weniger begabt sind, oft aber durch Vorurteile in ihrem persönlichem Umfeld und durch ihre soziale Prägung davon Abstand nehmen, eine solche Ausbildung aufzunehmen. Den Unternehmen riet Buschmann, gezielter um Frauen zu werben, um somit zumindest einen Teil ihres Bedarfs an Fachkräftenachwuchs besser decken zu können. Ein Rundgang durch das CWG-Werk beschloss diesen Nachmittag, der sich sowohl für Pädagogen als auch für die Unternehmensvertreter einmal mehr als wichtige Basis zur gegenseitigen Information erwiesen hatte.