GVD Gemeinnützige Vereinigung der Drehteilehersteller e.V.
2011 war ein "verrücktes Jahr"

2011 war ein "verrücktes Jahr"

Die Branche trifft sich 

Bei der Jahreshauptversammlung am 24. November 2011 informierten sich viele GVD-Mitglieder, Förderer und Sponsoren im Katholischen Gemeindehaus in Gosheim über die Bilanz der GVD.

Neben den aktiven Mitgliedern und den Repräsentanten der Fördermitglieder konnte Ingo Hell in seiner Funktion als erster Vorsitzender auch Vertreter verschiedener Institutionen, der Politik, der öffentlichen Verwaltung und der Presse begrüßen. Einen besonderen Gruß richtete Ingo Hell auch an die damaligen Hauptsponsoren der Ausbildungsoffensive 2011, die Firmen Citizen, Star und Mato. Seinen Dank verband Ingo Hell mit der Hoffnung, dass die GVD auch im kommenden Jahr mit der Unterstützung der Hauptsponsoren rechnen dürfe.

Rückblick auf ein „verrücktes Jahr“

Die GVD engagiere sich nun seit 37 Jahren für die Interessen ihrer Mitglieder in der Zerspanungstechnik, um den Mitgliedern Unterstützung, Nutzen und Vorteile zu bieten und deren Zukunfts­fähigkeit zu steigern.

In seinem Rückblick auf 2011 sprach Ingo Hell von einem „verrückten Jahr“ mit einem rasanten Anstieg des Auftragseingangs auf der einen Seite und Rohstoffverknappung und -verteuerung auf der anderen Seite. Insbesondere die Mitarbeitergewinnung und -bindung sei schwieriger geworden. Erhöhte Fehlzeiten und aktive Abwerbung erschweren die Personalsituation zusätzlich. Ingo Hell nannte einige Beispiele der „fragwürdigen Methoden der Personalgewinnung“ von Unternehmen, die nicht oder unter ihrem Bedarf ausbilden. „Der Verlierer (in diesem Kampf um Mitarbeiter) steht dann auch heute schon fest: unsere gesamte Branche“, warnte Ingo Hell eindringlich. Dem Fachkräftemangel könne nur durch verstärkte Ausbildung begegnet werden. „Insofern haben die vielen Maßnahmen der GVD nicht nur ihre permanente Berechtigung, sondern sind sogar eine Verpflichtung, die intensiviert werden muss!“

Die GVD betätige sich auch im politischen Bereich. So sei Ingo Hell auch in einigen Gremien, Arbeitskreisen und Gesprächsrunden für die GVD und die Branche tätig. Hier fordere die GVD immer wieder weniger Bürokratie, weniger Meldungen an das Statistische Landesamt, einfacheren Zu­gang und unbürokratische Abwicklung von Fördergeldern und vieles mehr. Jüngst habe er in einem Gespräch mit Volker Kauder z. B. die Abschaffung des (unsinnigen) medizinischen Dienstes gefordert, wodurch die Krankenkassen­beiträge reduziert werden könnten.


GVD mit Vorbildfunktion

Lobend erwähnte Ingo Hell die große Bereitschaft der Branche zu Investitionen und Innovationen, zur Arbeitsplatzssicherung und Ausbildung. Hier sei die GVD und die Zerspanungstechnik ein großes Vorbild in Baden-Württemberg und in ganz Deutschland. In diesem Zusammenhang verwies er nochmals auf die zahlreichen Gelegenheiten, die die GVD zum Erfahrungs- und Meinungsaustausch biete und lud alle Anwesenden herzlich zur Teilnahme an diesen Veranstaltungen in.

In seinem Ausblick auf 2012 proklamierte Ingo Hell, dass das „ungesunde Tempo“ des vergangenen Jahres gedrosselt werden müsse. „Eine Abkühlung muss her, aber wie kalt und wie lange soll die Dusche sein? Stehen wir schon vor der nächsten Rezession?“ Angeblich rechne die Automobilindustrie mit Rückgängen um bis zu
30 %. Es stelle sich die Frage, wer das wieder ausbaden müsse. Die Branche müsse gewaltig auf ihre Zukunftsfähigkeit achten. Hinzu käme die erschwerte Kapitalbeschaffung (Basel III) trotz niedriger Zinsen.

Der Mitarbeitergewinnung komme gemäß Ingo Hell – allein schon aufgrund der demographischen Entwicklung – höchste Bedeutung zu. Betrachte man die Entwicklung der Schülerzahlen an der Erwin-Teufel-Schule in Spaichingen, hätten sich die Maßnahmen im Rahmen der Ausbildungsoffensive, die die GVD vor 11 Jahren ins Leben gerufen hat, bereits ausgezahlt. In diesem Zusammenhang verwies Hell auch auf die Mitgliederumfrage der GVD. Rechne man den angegebenen Fachkräftebedarf auf alle 69 GVD-Mitgliedsbetriebe hoch, so ergäbe sich ein aktueller Bedarf an 174 ausgebildeten Zerspanungsmechanikern und 134 Maschinen- und Anlagenführern. Selbst wenn davon nur die Hälfte tatsächlich eingestellt würden, herrsche derzeit ein eklatanter Mangel an Fachkräften. Für die Arbeit der GVD bedeute dies, dass auch schwächere Schüler/innen bei der Ausbildung berücksichtigt werden müssen.

Hell betonte außerdem, dass Ausbildung konjunkturunabhängig durchgeführt werden müsse. Vor diesem Hintergrund wolle sich die GVD künftig gemeinsam mit dem Schulträger stärker um den Ausbildungsberuf „Maschinen- und Anlagenführer/in“ bemühen. „Wir müssen den Jugendlichen, deren Eltern und Lehrern vermitteln, dass unsere Branche absolut zukunftsfähig ist!“ In der Öffentlichkeitsarbeit wolle man die vielfältigen weiterführenden Tätigkeiten in der Zerspanungstechnik wie bespielsweise die Weiterbildung zum Zerspanungstechniker oder Studium Plus stärker fokussieren.

Sein besonderer Dank für die gute Zusammenarbeit galt der Erwin-Teufel-Schule – insbesondere Herrn OSD Thomas Löffler, Ausbildungskoordinator Achim Wiedl und IHK-Prüfungskommissions-Vorsitzendem Franz Dreher. Auch der Inter-ETS, der IHK, der Agentur für Arbeit, dem Landrat und KMS dankte er für die gute Kooperation.

Konstante Mitgliedersituation

Die Zahl der Fördermitglieder sei nahezu konstant geblieben und liege aktuell bei 71 Unternehmen. Bei den aktiven Mitgliedern habe es konjunkturbedingt geringe Schwankungen gegeben; derzeit engagieren sich 69 Unternehmen der Zerspanungstechnik als aktive Mitglieder in der GVD.

In seiner Präsentation stellte Ingo Hell zunächst nochmals die Themenbereiche der GVD vor: Ein Blick auf den Jahreskalender 2011 stellte eindrucksvoll unter Beweis, dass zu allen Themenbereichen vielfältige Aktivitäten durchgeführt worden sind. In seinem Ausblick auf kommende Aktivitäten stellte Ingo Hell den Jahreskalender 2012 vor.

Aktive Arbeitsgruppen

Die Ausführungen von Ingo Hell wurden ergänzt durch die Berichte aus den verschiedenen Arbeitsgruppen.

Achim Wiedl berichtete, dass zum ersten Mal in seiner Zeit als GVD-Ausbildungskoordinator kein Prüfungsvorbereitungskurs zustande komme, da keiner der Kurse die erforderliche Mindestteilnehmerzahl von fünf Teilnehmern erreicht habe. Das stehe im direkten Gegensatz zum diesjährigen Prüflingsrekord von rund 190 Zerspanungsmechaniker/innen! Allerdings werde der Bedarf an Vorbereitungen auf die PAL-Prüfungen durch die Einführung des „Betrieblichen Auftrages“ als Prüfungsform sowie durch die erhöhte Ausbildungsqualität in den Betrieben immer geringer.

Vom gesamten Kursangebot sei seit Mai 2010 nur ein Prüfungsvorbereitungskurs durchgeführt worden!

Hans-Martin Schurer von KMS präsentierte die Aktivitäten im Rahmen der Ausbildungsoffensive 2011 und gab einen Ausblick auf die für das kommende Jahr geplanten Maßnahmen. Die im Juli 2011 durchgeführte Mitgliederumfrage belege eindeutig, dass das Berufsbild „Zerspanungsmechaniker/in“ nach wie vor am wichtigsten für die Branche sei. Doch auch andere Ausbildungsberufe wie „Maschinen- und Anlagenführer/in“, „Industriekaufmann/frau“ werden gebraucht und dementsprechend auch in der Kommunikation stärker berücksichtigt. Sehr interessant seien die Rückmeldungen auf die Umfrage nach einer eigenen Fachklasse für den „Maschinen- und Anlagenführer“ an der Erwin-Teufel-Schule: 15 Unternehmen haben Interesse an einer eigenen Fachklasse an der ETS bekundet und würden dafür 22 Ausbildungsplätze schaffen.

Hans-Martin Schurer gab ebenfalls einen Rückblick auf den Eltern-Info-Abend, die Open-House, den Lehrer-Info-Nachmittag, den Berufetag sowie den Ausbilder-Workshop 2011.

Ergänzt wurden die Berichte der Arbeitsgruppen noch durch den Bericht des Kassenverwalters, dem von Manfred Brugger, Direktor Kreissparkasse Gosheim, eine einwandfreie Kassenführung bestätigt wurde.

Vorstand entlastet


Bernd Schuler, Bürgermeisterstellvertreter der Gemeinde Gosheim, nahm die Entlastung des Vorstandes vor. Er dankte der GVD für die geleistete Arbeit und die vielen durchgeführten Aktivitäten und betonte, dass die Versorgung der Branche mit Fachkräften eine sehr wichtige Aufgabe sei, die auch der Gemeinde zugute komme.

Zur Wahl stand dieses Mal die Position des ersten Vorsitzenden. Da aus dem Gremium keine Vorschläge zur Besetzung dieser Position kamen, erklärte sich Ingo Hell bereit, diese Tätigkeit für weitere zwei Jahre zu übernehmen.

Weiterhin zur Wahl standen die Vorstandsmitglieder Guido Hermann, Dino Mauch und Martin Schuler, die sich im Vorfeld alle zur Fortsetzung ihrer Tätigkeit bereit erklärt hatten. Die Wiederwahlen erfolgen einstimmig ohne Gegenstimmungen und Enthaltungen. Die Veranstaltung klang mit einem Get-together aus.